Die Entführung von Felix war keine übliche Kindesentführung, sondern ist Teil eines ganz besonderen Kriminalfalles.
Dieser Kriminalfall begann am 28.12.1984 gegen 16:00 Uhr am Seiteneingang „Waisenhausstraße“ des damaligen CENTRUM-Warenhauses in der Dresdener Innenstadt. Die Eltern von Felix wollten für den bevorstehenden Geburtstag von Oma Marga noch ein paar Dinge einkaufen. Das Warenhaus verfügte an der Seite „Waisenhausstraße“ über ein Spielzimmer, in dem Eltern ihre Kinder für die Zeit des Einkaufes zur Betreuung abgeben konnten. Säuglinge konnten auch samt Kinderwagen abgegeben werden. An diesem nasskalten Dezembernachmittag waren die Kinderwagenplätze in der Kinderbetreuung leider alle belegt. So entschlossen sich die Eltern von Felix, ihren Kinderwagen mit dem friedlich schlafenden Felix neben dem Seiteneingang „Waisenhausstraße“ zu parken. Er war nicht allein, dort standen weitere Kinderwagen, in denen ebenfalls Säuglinge schliefen.
Kurz vor 16:30 Uhr waren die Einkäufe erledigt – der Kinderwagen von Felix war leer.
Die sofort eingeleiteten Suchmaßnahmen der Polizeikräfte blieben ohne Erfolg – Felix blieb verschwunden.
Eine jähe Wendung trat am 06.01.1985 ein. Anwohner der Friedrich-Engels-Straße 11 (heute Königstraße 11) meldeten der Polizei, sie hätten Felix im Hausflur gefunden. Die Enttäuschung aller war unbeschreiblich – das gefundene Kleinkind war nicht Felix. Aber wer war dieser Knabe, den man im Pappkarton so ausgesetzt hatte, dass er gefunden werden musste? Niemand vermisste ihn! Wer ist er und wo ist der Zusammenhang zu Felix Entführung?
Wer er ist, ist bis heute ungeklärt. Der Zusammenhang zu Felix Entführung erschloss sich den Ermittlern Schritt für Schritt.
Der kleine, im Hausflur der Friedrich-Engels-Straße ausgesetzte Junge, wurde Martin genannt. „Martin“ war als Säugling offenbar schwer erkrankt und wurde deshalb in seinem ersten Lebenshalbjahr über einen Zeitraum von mehreren Wochen stationär intensivmedizinisch betreut. Es ist zu vermuten, dass die Eltern von „Martin“ mit seiner Entwicklung nicht zufrieden waren, dass sie glaubten, er sei immer noch krank, dass sie befürchteten, in ihrer Heimat könne „Martin“ nicht ausreichend versorgt werden, dass sie Angst vor ihrer Verwandtschaft hatten (Was habt ihr da für einen kranken Bengel), … Mit Sicherheit haben noch weitere emotionale Faktoren bei dem Entschluss mitgewirkt, ihr eigenes leibliches Kind in der Fremde auszusetzen und sich an dessen Stelle ein gesundes fremdes Kind anzueignen.
Nachdem „Martin“ am Vormittag des 6. Januar 1985 „erfolgreich“ ausgesetzt war, machten sich seine Eltern mit Felix per Zug auf den Weg in ihre Heimat und konnten bis heute nicht ausfindig gemacht werden.